Prokrastination: Social Media statt arbeiten

Prokrastination: Social Media statt arbeiten

Unser Thema am People Thursday, dem 7. April 2022:


 

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen." Ein vertrautes Sprichwort, das jedoch manchen schwerfällt, es zu leben. Wer kennt es nicht, unangenehme Aufgaben immer wieder auf morgen zu verschieben? Doch wann wird Prokrastination, wie es in der Psychologie heißt, zum Problem? Prokrastination ist ein weitverbreitetes Phänomen und umschreibt die Tendenz, Aufgaben unnötigerweise mit dem Wissen aufzuschieben, dass sie erledigt werden müssen. Was im ersten Moment harmlos klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als potenziell problematisches Thema für die Betroffenen als auch für Unternehmen.

 

Wissenswertes aus der Psychologie

Verschiedene psychologische Studien[1] zeigen die physischen und psychischen Konsequenzen von Prokrastination auf. Neben Ängstlichkeit, einem niedrigeren Selbstvertrauen und schlechteren Leistungen geht Prokrastination auch häufig mit erhöhtem Stress, Lustlosigkeit und dem Gefühl unter Druck zu stehen bzw. überwältigt zu sein einher. Neben der reduzierten Lebensqualität der Mitarbeiter:innen können für Arbeitgeber hohe Kosten wegen Schlechtleistungen bzw. Abwesenheit und Krankenstand entstehen.

Doch nicht jede Form des Aufschiebens ist als Prokrastination samt negativer Folgen zu verstehen. Wichtig ist, zwischen passiver und aktiver Prokrastination zu differenzieren. Aktiv Aufschiebende unterscheiden sich von (passiv) Prokrastinierenden dadurch, dass sie es bevorzugen, unter (Termin)Druck zu arbeiten. Sie sind in der Regel mit ihren Ergebnissen zufrieden und halten Deadlines ein. Zudem zeigen Personen mit einer allgemeinen Tendenz zur (passiven) Prokrastination nicht zwingend in jeder Situation prokrastinierendes Verhalten. Vielmehr wird ein derartiges Verhalten begünstigt. Prokrastinationsverhalten hängt somit oft auch vom Kontext und der Art der Aufgabe ab.

 

Selbstwirksamkeit reduziert Prokrastinationsverhalten

Prokrastination ist meist nicht nur ein Thema von schlechtem Zeitmanagement und mangelnder Motivation. Ein wesentlicher Grund liegt beispielsweise in der Angst, den Dingen nicht gewachsen zu sein, oder im Gefühl von Überforderung. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist demzufolge die Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartungen der Mitarbeiter:innen. Selbstwirksamkeit steht für das eigene Vertrauen, auch unter schwierigen Bedingungen in der Lage zu sein, ein bestimmtes Ergebnis aus eigener Kraft zu erzielen. Kurz gesagt: Selbstwirksamkeit ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Je stärker die eigene Selbstwirksamkeit ist, umso stärker ist die Überzeugung, etwas selbst zu schaffen. Demnach reduziert eine gesunde Selbstwirksamkeitserwartung das eigene Prokrastinationsverhalten.

 

Möglichkeiten zur Stärkung von Selbstwirksamkeit

Als wesentliche Quellen der Selbstwirksamkeit zählen insbesondere:

  • Eigene Erfahrungen: Durch eigene Anstrengung ein Ziel zu erreichen, fördert die Wahrnehmung, sich auch bei zukünftigen Aufgaben und Herausforderungen als fähig zu erachten. Voraussetzung ist, dass man sich für seine Erfolge auch anstrengen muss.
  • Lernen am Modell: Beobachtungen von Personen, die eine schwierige Aufgabe durch eigene Anstrengungen bewältigt haben, bekräftigen die Einstellung „Wenn die das kann, kann ich das auch“.
  • Soziale Überzeugung: Der Zuspruch von anderen, dass man es bestimmt schafft, stärkt das Vertrauen in sich selbst.

 

Diese Punkte können insbesondere durch die Zusammenarbeit in Teams als auch durch die eigene Führungskraft aktiv beeinflusst werden. Regelmäßiges und positives Feedback, Vertrauen, herausfordernde, aber erreichbare Ziele und Aufgaben, Verantwortung sowie Vorbildwirkung sind ein paar Möglichkeiten, um die Selbstwirksamkeitserwartungen der eigenen Mitarbeiter:innen zu stärken und Prokrastination zu reduzieren.

 

[1] Vgl. Grunschel, Patrzek, & Fries, 2013; Kim & Seo, 2015; Sirois & Tosti, 2012; Stead, Shanahan & Neufeld, 2010.

 

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