Attraktive Arbeitgeber:innen 2024

Unser Thema am People Thursday, dem 30. November 2023: 


 

Radikale Reduktion und Vertrauen – die Chance, Krisen richtig zu nutzen

Das österreichische BIP in Q3 2023 war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits das zweite Quartal in Folge, das negativ ausfiel. Auch für das Gesamtjahr 2023 wird ein leicht negatives BIP prognostiziert - wir befinden uns also mitten in einem Abschwung. Dieser ist eine Reaktion auf die Rekordinflation, den Ukraine-Krieg sowie die Covid-19 Pandemie. Die sehr unterschiedlichen Krisen mit ihren vielfältigen Auswirkungen (Kaufkraftverlust, Angst, Lieferkettenprobleme etc.) haben die Unsicherheit sowohl bei Mitarbeitenden als auch Unternehmer:innen erhöht.

 

Wie wurde auf die Unsicherheit in Unternehmen reagiert?

Eine häufig beobachtete Reaktion war der Fokus auf Stabilität durch zusätzliche Kontrollmaßnahmen und vermehrte Prozessdokumentationen. Daraufhin entdeckte Fehler oder Abweichungen wurden wiederum durch zusätzliche Kontrollinstanzen und sonstige Aktionen adressiert. In Summe hat dieses Vorgehen vielfach zu einem Mehr an Bürokratie und einem erhöhten Arbeitsaufwand geführt, jedoch nicht unbedingt zu einer Steigerung der (gefühlten) Sicherheit beigetragen.

 

Wie kann auf Unsicherheiten alternativ reagiert werden?

Eine mögliche Antwort lautet: radikale Reduktion und Vertrauen.

Die Forderung nach radikaler Reduktion bezieht sich auf die (Rück-)Besinnung und Fokussierung auf die wesentlichen Stärken eines Unternehmens sowie den konsequenten Abbau von Bürokratie. In Visions- und Markenprozessen ist es in der Regel das Ziel, den Kern des Unternehmens bzw. des unternehmerischen Erfolgs in einen kurzen Satz zu fassen. Zweck ist es dabei, alle folgenden Entscheidungen damit in Einklang zu bringen. In der Praxis ist jedoch oft zu beobachten, dass in diesem Satz Wörter wie Innovation vorkommen, das gleiche Unternehmen aber…

  • …keine Freiräume (weder zeitlich noch physisch) schafft, um Kreativität zu fördern,
  • …Ideen durch Projektanträge, Genehmigungsprozesse, Gremien etc. ausbremst
  • …Budgetmittel nicht zur Verfügung stellen kann oder diese mit den ersten Krisenanzeichen kürzt bzw. streicht
  • Mitarbeitenden keine Möglichkeit bietet, sich außerhalb ihres direkten Aufgabenbereichs einzubringen.

Diese inkonsistente Umsetzung hat gleich mehrere negative Effekte: mangelndes Interesse der Mitarbeitenden Veränderung aktiv mitzugestalten; Nichterkennen des Nutzens anfallender administrativer Arbeit; mangelnde Authentizität des Arbeitgebenden aufgrund der Diskrepanz zwischen nach außen getragenen Botschaften und gelebter Realität etc. In Summe reduzieren diese negativen Effekte maßgeblich die Arbeitgeber:innenattraktivität, die dann wiederum durch Marketingmaßnahmen nach außen – unter dem Decknamen „Employer Branding“ – aufpoliert werden soll. Die beste Employer Branding Maßnahme ist daher nach wie vor die maximale Konsistenz zwischen Botschaften und Tun und die daraus resultierende Weiterempfehlung von Mitarbeitenden. Eine klare Positionierung und Identität des Unternehmens sind also die Grundlagen und bieten den Mitarbeiter:innen die benötigte Sicherheit.

Die zweite Forderung, nämlich die nach Vertrauen, ist jedoch sehr anspruchsvoll und vielschichtig. Führungskräfte übernehmen hier einen essenziellen Part, da sie die erste Anlaufstelle für Mitarbeitende sind. Um Vertrauen entgegenbringen zu können, steht an erster Stelle die Beschäftigung mit den eigenen Ängsten und Sorgen sowie Wünschen und Bedürfnissen. Gleichzeitig benötigt es stabile Rahmenbedingungen, ein sicheres Umfeld sowie die Erfüllung unseres Wunsches nach Kongruenz und Konsistenz. All dies gilt es kontinuierlich (neu) zu schaffen, aufrechtzuerhalten und zu pflegen. Als Negativbeispiel ist die Einführung von zusätzlichen Kontrollmaßnahmen eher ein Signal für mangelndes Vertrauen, ein (zumindest teilweise) negatives Menschenbild und häufig Sorgen/Ängste der Führung.

 

Wie kann ein einfaches Framework für die praktische Umsetzung aussehen?

Jedes Thema in einem Unternehmen kann entlang von folgendem Framework durchdacht werden. 

 

Dieses Framework hat 2 wesentliche Dimensionen: zum einen die Trennung zwischen sachlich und emotional, zum anderen die organisationale Flughöhe.

In Zeiten einer sinkenden Arbeitskräfteverfügbarkeit rückt der Mensch und somit die emotionale Komponente immer weiter in den Mittelpunkt. Ebenfalls beobachten wir beim unumgänglichen Thema der künstlichen Intelligenz das Auftreten von Ängsten und Sorgen der Mitarbeitenden. Diese stellen nämlich häufig ein Hemmnis für Veränderungen am Weg in die digitale Revolution dar. Ziel muss es sein, individuelle Ängste und Sorgen sowie Wünsche und Bedürfnisse aktiv zu adressieren, damit die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht werden kann.

Auf der sachlichen Ebene gilt es konsequent darauf zu achten, welche Schritte für eine effektive Umsetzung eines Themas unbedingt notwendig sind, um die Komplexität einzelner Prozesse zu reduzieren und freie Ressourcen für zukünftiges Wachstum und die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen zu schaffen. Hier hilft es, diese Schritte auf den unterschiedlichen organisationalen Ebenen zu betrachten und so Komplexität zu reduzieren und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen sichtbar zu machen. Ziel dieser Herangehensweise ist eine Erhöhung der Effektivität der Organisation. Ein wesentlicher Nebeneffekt ist, dass die Reduktion von Komplexität in einzelnen Prozessen auch die Digitalisierung und Automatisierung dieser Prozesse erleichtert.

Zusammenfassende Botschaft: Die radikale Reduktion von Bürokratie reduziert Komplexität, schafft freie Ressourcen und erleichtert das Fortschreiten der Digitalisierung. Vertrauen und der Blick auf die emotionale Ebene gewährleisten Zufriedenheit und ermöglichen das Gefühl von Sicherheit. Dies zahlt schlussendlich in Ihre Arbeitgeber:innenattraktivität ein. Beides gemeinsam ist die Voraussetzung für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg.

 


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