BDO Studie: Nachhaltigkeit im Sozial- und Gesundheitsbereich
BDO Studie: Nachhaltigkeit im Sozial- und Gesundheitsbereich
„Unser Ziel war es, ausgehend von den erweiterten Berichterstattungspflichten rund um die CSRD und die EU-Taxonomie-Verordnung der Europäischen Kommission, den Status in einem Sektor zu erfragen, der normalerweise weit weg von börsennotierten Logiken agiert und der gesellschaftspolitisch verantwortliches Handeln prioritär in seinem Zweck verankert hat“, erklären die Studienautorinnen Prof. Dorothea Greiling von der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) und Edith Pfeiffer, Director bei BDO. „Im Rahmen unserer Gespräche ist uns vielfach eine abwartende Haltung in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Sinne der CSRD begegnet, die die berichtspflichtigen Organisationen in erhebliche Zeitnot bringen könnte.“ Insgesamt ziehen die Studienautorinnen in ihrem Bericht trotzdem ein positives Fazit. „Das Bewusstsein für die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ist im Sozial- und Gesundheitsbereich naturgemäß stark ausgeprägt, auch wenn die ökologische Komponente in der derzeitigen Form noch recht jung ist. Die Leitungsorgane haben die große Chance erkannt, die Integration der Ökologie sowohl für die Transformation der Organisationen als auch als wertvolles Argument in Sachen Employer Branding zu nutzen.“
Status quo der Nachhaltigkeitsberichterstattung
„Keine der an der Studie teilnehmenden Organisationen entspricht momentan den umfassenden Anforderungen einer Berichterstattung im Sinne der CSRD“, summieren die Studienautorinnen ihre Ergebnisse. Wenn bereits Nachhaltigkeitsberichte existieren, sind diese zu narrativ und zu selektiv. „Für die 14 teilnehmenden Organisationen, die offiziell berichtspflichtig werden, wird die Erfüllung der neuen Standards ein schwieriges Unterfangen. Meiner Einschätzung nach kann man das Ergebnis dieser Stichprobe als durchaus exemplarisch für die gesamte Branche ansehen“, so Edith Pfeiffer, die selbst lange in leitenden Funktionen in Organisationen des Sozial- und Gesundheitsbereichs sowie in der öffentlichen Verwaltung tätig war.
Strategisches und operatives Nachhaltigkeitsmanagement
In Bezug auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit - Umwelt, Soziales und Unternehmensführung - stuften alle Organisationen die soziale Dimension als in der DNA ihrer Organisation festgeschrieben ein. Auch die ökonomische Dimension gehört zur selbstverständlich gelebten Realität. Der Fokus auf die ökologische Nachhaltigkeit ist im Allgemeinen jüngeren Datums. Die Notwendigkeit ihrer Integration wird zwar bejaht, aber gleichzeitig auf den häufig herrschenden Konflikt mit der Finanzierbarkeit verwiesen.
Der Ausbaugrad zeigt sich als sehr unterschiedlich; am deutlichsten fortgeschritten ist er bei Organisationen, die bereits über Zertifizierungen (z.B. EMAS, ÖGUT oder Ökoprofit) bzw. über eine Treibhausbilanz verfügen oder ein Umweltcockpit zur Steuerung nutzen.
Während die Zuständigkeit für den Bereich Nachhaltigkeit von der Geschäftsführungsebene klar übernommen wird, befinden sich die Ressourcen für die operative Umsetzung in der Regel noch im Aufbau. Die konkrete Ausgestaltung des Nachhaltigkeitsmanagements in Form einer Datensammlung, die als Basis eines späteren Berichts dienen kann, ist ähnlich divers ausgeprägt. „Es wäre höchste Zeit, mit der Datensammlung für die Berichtserstellung zu beginnen“, appelliert Prof. Dorothea Greiling.
Motive für nachhaltiges Handeln
Als Motive für nachhaltiges Handeln wurden neben der grundsätzlichen sozialen Ausrichtung der Organisationen die Klimakrise sowie eine gesellschaftliche Vorbildfunktion genannt. Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass bestehende und künftige Mitarbeiter:innen und, ihnen deutlich nachgeordnet, Eigentümer:innenvertretungsorgane, wie Aufsichtsräte und Kuratoren, nachhaltiges Handeln einfordern. Eine untergeordnete Rolle spielen regulatorische Vorgaben wie die bereits geltende EU-Taxonomie-Verordnung, das kommende Lieferkettengesetz sowie die noch in nationales Recht umzusetzende CSRD – und das, obwohl die CSRD für 14 studienteilnehmende Organisationen ab 2025 relevant sein wird. „Die Auswirkungen der verschiedenen Regulatorien sowie die künftige Knüpfung von Nachhaltigkeit an Fördermittel und Kredite wird von den meisten Branchenvertreter:innen aktuell noch deutlich unterschätzt“, warnen die Studienautorinnen.
Die Studie wurde in Kooperation mit dem Institut für Management Accounting der JKU und der auf Vergaberecht spezialisierten Kanzlei Schiefer Rechtsanwälte erstellt. Die Ergebnisse basieren auf im Durchschnitt 90-minütigen qualitativen Interviews in 21 namhaften Organisationen des Gesundheits- und Sozialbereichs, die zwischen September 2022 und Februar 2023 durchgeführt wurden.
Druckfähiges Bildmaterial schicke ich Ihnen gerne auf Anfrage zu: carina.fuchs@bdo.at