Die Pandemie in der Pandemie
Die Pandemie in der Pandemie
Mithilfe von Open Source Intelligence (OSINT) trackte das auf den Schutz gegen kriminelle Machenschaften im World Wide Web spezialisierte Team von BDO im vergangenen Jahr die Angriffe speziell auf den Finanzbereich, kritische Infrastruktur sowie allgemein Wirtschaftskriminalität, geopolitische Vorkommnisse und Sanktionen sowie internetbasierte und internetunterstützte Kriminalität.
„Hinsichtlich Ransomware, also betrügerischer Schadsoftware zur Erpressung über das Internet, kann man 2020 von einer Pandemie in der Pandemie sprechen. Sie ist keine Erfindung des letzten Jahres, aber die Zeit und Bedingungen waren im Jahr 2020 einfach perfekt. Es war für Kriminelle leicht - vielleicht sogar zu leicht - von der Corona-Pandemie zu profitieren“, lautet das ernüchternde Fazit der BDO Experten Ewald Kager und Lorenz Szabo.
Die größten Bedrohungen für 2021 betreffen folgende Bereiche:
5G-Netzwerke: Der drahtlose Netzwerkstandard 5G wird technologische Fortschritte wie Smart Cities, intelligente Verteidigungsanlagen und intelligente Stromnetze ermöglichen. Aber hinter der modernen 5G-Technik fließen 90% der Technologiebudgets in bestehende Altsysteme (Legacy-Systems) und Angreifer werden dort mit hoher Sicherheit weitere Schwachstellen entdecken. Daneben sind weitere Sachbeschädigungen an 4G-/5G-Sendeanlagen durch Verschwörungstheoretiker zu erwarten, wie es bereits mehrfach im Jahr 2020 geschehen ist.
Liefer- und Wertschöpfungsketten: Verschiedene Logistikexperten warnen bereits vor den Folgen der instabilen Situation in internationalen Lieferketten aufgrund von fehlenden Containern bzw. fehlenden LKW-Fahrern infolge pandemiebedingter Abriegelungsmaßnahmen und der daraus resultierenden Überlastung bei der Abfertigung von Frachtgut in den Häfen. Wenn dieser Rückstau durch Probleme in der Seeschifffahrt anhält, können z.B. auch Ausfälle in der Lebensmittelversorgung bestimmter Länder bzw. Probleme in der Produktion nicht ausgeschlossen werden.
Risk Management: Der Sturm auf das US-Kapitol sowie der Versuch, ins Berliner Reichstagsgebäude einzudringen, haben uns öffentlichkeitswirksam vor Augen geführt, wie fragil die derzeitige Situation ist. Besorgniserregend ist auch, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter QAnon- oder Anti-Impf-Theorien am Arbeitsplatz verbreiten und damit mutwillig für eine Verunsicherung in der Belegschaft sorgen. Da die Herstellung und Auslieferung des Corona-Impfstoffs sich immer wieder verzögert, ist nicht damit zu rechnen, dass die komplette Weltbevölkerung Ende 2021 durchgeimpft sein wird. Neben der Zunahme von besorgniserregenden politischen Tendenzen sind aufgrund der im Netz grassierenden Verschwörungstheorien Sabotageversuche bei Impfzentren bzw. medizinischen Einrichtungen leider nicht auszuschließen.
Kritische Infrastruktur: Solar- und Windenergie können die Spitzen des Energiebedarfs in den Wintermonaten nicht ausgleichen und Europa hätte Anfang 2021 beinahe einen großflächigen Blackout erlebt. Obwohl Betreiber kritischer Infrastruktur nicht immer ein Hauptziel diverser Angreifer darstellen, kann eine indirekte Bedrohung durch Ransomware nicht ausgeschlossen werden. „Wir gehen von mehreren geplanten bzw. ungeplanten, also auch irrtümlichen Angriffen auf Betreiber von kritischer Infrastruktur im Jahr 2021 aus“, prognostiziert Ewald Kager.
Ihr Ansprechpartner: Lorenz Szabo, Manager bei BDO
Bildmaterial: © BDO_Tobias Schlederer bzw. © BDO_Vanessa Hartmann-Gnong