Höchstgerichtliche Entscheidungen

OGH: Weiterreichung des Fixkostenzuschusses an den Vermieter?

In einer weiteren Entscheidung des OGH zur Covid-19-Mietzinsreduktion (hier: Kosmetiksalon in einem Einkaufszentrum) hat er weitgehend auf sein erstes Judikat verwiesen und somit der Mieterin eine umfassende Mietzinsreduktion aufgrund von behördlichen Schließungen zuerkannt. In dieser Entscheidung hat sich der OGH erstmals mit der Weiterreichung eines Fixkostenzuschusses beschäftigt. Er hält ausdrücklich fest, dass die Mieterin nicht verpflichtet ist, einen erhaltenen Fixkostenzuschuss an den Vermieter weiterzureichen. Dies wird damit begründet, dass die Mieterin gegenüber der COFAG einer Schadensminderungspflicht unterliegt, die die COFAG u.U. dazu berechtigt, auf die Mietzinsreduktion zu viel erhaltenen Fixkostenzuschuss zurückzufordern.

 

OGH: COVID-Kurzarbeit Behaltefrist – kein individueller Kündigungsschutz?

Um Covid-19-Kurzarbeitsbeihilfen zu erhalten, muss im Vorfeld eine Covid-19-Sozialpartnervereinbarung abgeschlossen werden. In der ersten Sozialpartner-Covid-19-Kurzarbeitsvereinbarung findet sich eine Regelung, wonach Kündigungen erst nach Ablauf einer Behaltefrist ausgesprochen werden dürfen. Diese Behaltefrist hat allerdings keinen Einfluss auf die Wirksamkeit einer Kündigung innerhalb der Behaltefrist und bewirkt auch keinen individuellen Kündigungsschutz. Die Behaltefrist zielt auf die Aufrechterhaltung des Gesamtbeschäftigungsstands im Unternehmen ab und bewirkt eine Wiederauffüllungspflicht dieses Beschäftigungsstands.

 

VwGH: ImmoESt bei gemischten Schenkungen

Im vorliegenden Fall wurde der Tochter eines Ehepaars ein Wohnhaus im Wert von EUR 800.000 mit der Verpflichtung geschenkt, ihren drei Geschwistern jeweils EUR 200.000 zu bezahlen (insgesamt also 75% des Wohnhauswerts). Im vorgelagerten Verfahren kam das BFG zu dem Ergebnis, es läge ein entgeltliches Geschäft vor, da die Gegenleistung gem. Einkommensteuerrichtlinien über 50% des Werts der Immobilie liegt. Der VwGH distanzierte sich allerdings von dieser 50%-Grenze und knüpfte an seine frühere Rechtsprechung zu gemischten Schenkungen an. Demnach wird eine gemischte Schenkung erst ab einer Gegenleistung von mindestens 75% als entgeltlich angesehen. Im Ergebnis gab es in diesem Fall jedoch keine Änderung, da die Gegenleistung genau 75% des Wohnhauswertes betrug.

 

VwGH: Einkünftezurechnung beim Zuwendungsfruchtgenuss

Wird für eine vermietete Eigentumswohnung unentgeltlich ein Zuwendungsfruchtgenussrecht eingeräumt, so muss der:die Fruchtgenussberechtigte, damit ihm:ihr die Einkunftsquelle zuzurechnen ist, Dispositionen über die Nutzung der Wohnung treffen bzw. treffen können. Legt der:die Fruchtgenussberechtigte bisherigen Mieter:innen lediglich ein identes Mietanbot für den bereits existierenden Mietvertrag, so reicht dies nicht für einen Übergang der steuerlichen Zurechnung der Einkünfte aus. Dass in diesem Fall aufgrund des MRG ein tatsächlich unkündbarer Mietvertrag vorliegt und dadurch auch nur sehr eingeschränkte Dispositionen vom Fruchtgenussberechtigten möglich wären, war in dieser Entscheidung nicht relevant.

 

VwGH: Nutzungsüberlassung von Luxusimmobilien an Gesellschafter:innen

Werden Luxusimmobilien an Gesellschafter:innen oder Familienmitglieder von Gesellschafter:innen zu einem fremdüblichen Mietzins vermietet, so liegt kein steuerneutrales Vermögen vor, das zu einem Vorsteuerausschluss führt. Auch dann nicht, wenn die Luxusimmobilien auf die persönlichen Bedürfnisse des:der Gesellschafters:in (oder der Familienmitglieder) zugeschnitten sind und für die grundsätzlich die Voraussetzungen für eine Ausschüttung an der Wurzel (verdeckte Ausschüttung) gegeben sind.

 

VwGH: Liegenschaftskauf und Option zur Steuerpflicht bei Geschäftsräumlichkeiten

Im vorliegenden Fall hat der VwGH nunmehr geklärt, dass bestehende Mietverhältnisse in Folge eines Liegenschaftskaufs nach dem 31.8.2012, für Zwecke der Beurteilung einer Option zur Steuerpflicht gem. § 6 Abs. 2 UStG, auch nach dem 31.8.2012 begonnen haben (es wird demnach steuerlich ein neues Mietverhältnis fingiert). Der/Die neue Eigentümer:in einer Liegenschaft kann eine Option zur Steuerpflicht daher nur noch dann ausüben, wenn der / die Mieter:in selbst nahezu ausschließlich Umsätze ausführt, die den Vorsteuerabzug nicht ausschließen.


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Zur Themenübersicht der Tax News 1|2022 

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