Wie P4 Medizin die Gesundheitsbranche verändern wird

Derzeit ist die alternde Bevölkerung nicht die einzige Herausforderung mit der sich der Gesundheitssektor auseinandersetzen muss. Bisher hat sich die Pharmaindustrie hauptsächlich auf die Entwicklung von Medikamenten für Patient:innen mit bereits bekannten medizinischen Problemen fokussiert. Da alle Patient:innen in der Regel die gleiche Behandlungsweise erhalten, wird auch nicht wirklich zwischen den spezifischen Bedürfnissen einzelner Personen unterschieden. Es stellt sich jedoch automatisch die Frage: Ist es möglich, dass jede:r eine personalisierte Behandlung erhält?

Wir sind der Meinung, dass die Antwort klar auf der Hand liegt, da die Nachfrage nach maßgeschneiderten und präventiven Behandlungen in letzter Zeit beträchtlich zugenommen hat. Daher hat sich ein weiterer wichtiger Markttrend in der Pharma- und Gesundheitsindustrie herausgebildet: die P4-Medizin.

 

Der neue Markttrend stellt sich vor 

P4-Medizin steht für den Wandel zu einer präventiven, prädiktiven, personalisierten und partizipativen Medizin. P4 ist ein neuer integrativer und interdisziplinärer Ansatz, der dazu beiträgt, verschiedene Krankheiten rechtzeitig zu erkennen sowie zu verhindern und das Wohlbefinden des:der Einzelnen zu steigern.

Durch diesen Prozess werden die medizinischen Fachkräfte ermutigt, das gleichzeitige Auftreten mehrerer Krankheiten (Komorbiditäten) zu berücksichtigen und somit nicht nur auf einzelne Beschwerden zu achten, wie es sonst der Fall ist. Die Entdeckung und Prävention erfolgen durch intensive Patient:innenüberwachung, Gesundheitsberatung, umfassende Kontrollen und häufige analytische Auswertungen.

Mit diesem Ansatz lässt sich die Häufigkeit von Erkrankungen erheblich verringern, da die eigentliche Ursache und nicht die Symptome der Krankheit behandelt wird. Unsere Frage lautet daher wie folgt: Wie funktioniert P4 und wie können Unternehmen von diesem Markttrend profitieren?

Das P4-Verfahren stützt sich auf die Digitaltechnik und die Systembiologie, die Krankheiten durch die Prognose von Organstörungen verhindern. Um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Behandlungen zu verbessern, müssen große Datenmengen gesammelt werden wie z.B. DNA, Genomsequenzierung, Blutmessungen, körperliche Aktivität, Stresslevel etc. Die Analyse dieser umfangreichen Datensätze ermöglicht es, den Patient:innen personalisierte Informationen und Behandlungen anzubieten.

Um die Logik hinter P4 besser zu verstehen, werden alle vier Dimensionen untersucht, wie die folgende Abbildung illustriert.

Das erste P, präventiv, bezieht sich auf verschiedenste Instrumente und Vorkehrungen, mit denen unterschiedliche Krankheiten im Frühstadium erkannt werden können. Eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und gegebenenfalls Schutzimpfungen zählen zu solchen Präventivmaßnahmen.

Das zweite P, prädiktiv, bezieht sich auf die Frühdiagnose und die Ermittlung von (genetischen) Krankheitsrisiken durch häufige Kontrolluntersuchungen sowie (Fern)Screening-Programme.

Das dritte Element, personalisiert, konzentriert sich auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen. Damit die Behandlung effizienter personalisiert werden kann, streben medizinische Fachkräfte danach, die Versorgung auf Grundlage des genetischen Profils zu optimieren.

Schließlich beinhaltet das vierte P, partizipativ, ein aktives Engagement der Patient:innen. Dadurch soll die herausfordernde Beziehung zwischen Patient:innen und Ärzt:innen gestärkt sowie die Gesundheitsversorgung verbraucherorientiert gestaltet werden.

 

Die P4-Medizin hat bereits begonnen, die Branche zu verändern

Die meisten großen Biotech- und Pharmaunternehmen haben bereits damit angefangen, sich intensiver mit der P4-Medizin zu befassen, indem sie Biobanken einrichten und die Patient:innendatensätze vergrößern. Die Mehrheit der bisherigen Initiativen betrifft die Fachbereiche Onkologie, Neurologie und Kardiologie.

P4 steht auch in engem Zusammenhang mit den digitalen Therapeutika (DTx) die die derzeitigen Strategien der Unternehmen nachhaltig verändern. Daher versuchen viele Betriebe, beide Aspekte gleichermaßen zu adressieren, indem sie digitale Plattformen und Softwares mit Schwerpunkt auf P4-Behandlungen einführen.

 

Spotlight  

Current Health1) konzentriert sich auf die kontinuierliche Überwachung der Patient:innen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum P4-Ansatz. Die amerikanische Organisation bietet medizinische Geräte an, mit denen Patient:innen ihre Gesundheit von zu Hause aus begutachten können.

Diese vernetzten Geräte gewährleisten eine frühzeitige Diagnose chronischer Krankheiten und bieten eine präventive Versorgung. Der „Krankenhaus-zu-Hause“-Ansatz ermöglicht auch ein aktives Engagement der Patient:innen. 

Die Zukunft bietet ein großes Potenzial zur Verbesserung der P4-Medizin

Obwohl Koryphäen der Wissenschaft, wie der Biologe Leroy Hood, erst in den frühen 2000er Jahren begonnen haben2), den Begriff P4-Medizin zu erwähnen, steckt dieser Ansatz noch in den Kinderschuhen. Nichtsdestotrotz revolutioniert diese neue Sichtweise die Gesundheitspraxis, indem sie die Behandlungen verbessert und eine kosteneffiziente Versorgung ermöglicht. Dies führt demnach zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen.

Expert:innen sind der Ansicht, dass die zunehmende Anwendung des P4-Konzepts Personen dazu motivieren wird, ihre Lebensweise sorgfältig zu überwachen und somit Krankheiten langfristig zu verhindern. Daher ist es für große Pharmafirmen in naher Zukunft unvermeidlich, sich mit diesem Ansatz zu befassen.

Was erwartet Ihr Unternehmen von diesem neu aufkommenden Markttrend? Planen Sie bereits, mit diesem Trend umzugehen und somit den Wettbewerbsvorteil Ihres Unternehmens auf Dauer zu sichern?

 

Zusammenfassend

  • P4-Medizin steht für prädiktive, präventive, personalisierte und partizipative Medizin.
  • Besonders seit der Pandemie haben große Pharmaunternehmen die Vorteile dieses Konzepts erkannt.
  • Auch wenn die P4-Medizin noch ein junges Forschungsgebiet ist, hat sie ein großes Potenzial.

 

Ausblick digital Health

Da es sich bei P4-Medizin um eine eher neue Initiative handelt, wird die weitere Untersuchung ihrer Anwendung künftig von großer Bedeutung sein. Daher sind Pharmaunternehmen sehr daran interessiert, den Zugang zur Präventivmedizin zu gewährleisten und die Patient:innen zu motivieren sich aktiv an ihrer Behandlung zu beteiligen.

Da viele Unternehmen dazu neigen, sich noch stärker mit (MedTech)Start-ups zu engagieren, könnte es außerdem interessant sein, zu ermitteln, wie solche Kooperationen aufkommende Herausforderungen wie P4 bewältigen können. Da unser nächster Beitrag in zwei Wochen die zunehmende Bedeutung strategischer Partnerschaften behandelt, sollten Sie diesen keinesfalls verpassen!

Verfolgen Sie bereits Themen rund um digital Health oder sind Sie sogar persönlich davon betroffen, dann bleiben Sie dran für unseren nächsten Beitrag!  

 


 

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Autorin: 

Gabriella Panka Hevesi

gabriella.hevesi@bdo.at
+43 5 70 375 - 1250

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