Als um 1890 die ersten großflächigen Stromnetze in den USA entstanden, entbrannte ein Streit zwischen Thomas Edison, der den dazumal bekannten Gleichstrom favorisierte, und George Westinghouse, der auf den, erst vor drei Jahre zuvor von Nikola Tesla entdeckten, Wechselstrom setzte. Wie wir heute wissen, hat sich letzterer mit dem Wechselstrom durchgesetzt.
Was dieses historische Ereignis mit heute zu tun hat? Sehr viel.
Dieser Streit zwischen zwei jungen Technologien um einen neuen Standard ging in die Geschichte als „war of currents“ ein. Auch wenn die Entwicklungen zu Zeiten Edisons nicht mit dem schnellen Tempo von heute vergleichbar sind, war die Zukunft damals – wie auch heute – ungewiss, aber voller Chancen. Niemand wusste, welche Technologie „die richtige“ ist. Auf welche hätten Sie damals gesetzt? Von welchem Unternehmen hätten Sie Aktien gekauft?
Mittlerweile ist unser Wirtschaftsleben noch komplexer und schnelllebiger geworden. Wir haben die Corona-Pandemie noch nicht gänzlich überstanden, schon hat uns der Krieg in der Ukraine in die nächste Krise gestürzt. Die Konsequenzen für Mensch und Wirtschaft sind noch nicht abschätzbar: Willkommen in der VUCA-Welt.
Wozu brauchen wir Innovation? Für unsere Zukunft.
Viele Firmen stehen in diesem Kontext zusätzlich vor der Herausforderung, die Klima- und Energiewende (wie in meinen letzten beiden Beiträgen über Wasserstoff und Erneuerbaren Energien zu lesen) umzusetzen. Die Politik nimmt in diesem Zusammenspiel eine führende Rolle ein und hat bereits wichtige Gesetze und Fördermaßnahmen beschlossen, wie z. B. die Taxonomy-Verordnung und IPCEI (Important Project of Common European Interest).
Bürokratische Förderprogramme und praktische Hürden dämpfen diesen politischen Anreizeffekt wieder. Diejenigen, die die Weichen stellen und ehrgeizige Projekte ins Leben rufen, werden durch langsame interne Prozesse oder ungenügende Subventionen für den teuren Technologiewechsel ausgebremst. Die Konsequenz: Nachhaltigkeitsprojekte bleiben aus, die Transformation der Wirtschaft verzögert sich oder findet gar nicht statt.
Was brauchen Unternehmen, um tätig zu werden? Intrapreneure
Hinter jeder Innovation stehen Individuen, die ihre Ideen nicht nur träumen, sondern auch umsetzen und bereit sind, gezielt Risiken einzugehen. Wer nun an etablierte CEOs – oder heutzutage auch immer öfter an Start-up Gründer:innen – denkt, der sollte seinen Blick ein paar Hierarchiestufen nach unten wenden: Zu Projektleiter:innen bis hin zu einzelne:n Sachbearbeiter:innen. Vor allem in kleineren und mittleren Firmen, die weniger stark strukturiert sind, kommen die wahrhaftigen „Treiber:innen“ oft direkt aus der Mitte der Belegschaft. Diese betriebsinternen Erfinder:innen und Innovator:innen haben auch einen Namen: „Intrapreneure“.
Unter dem Begriff des „Corporate Entrepreneurship“ oder „Intrapreneurship“ versteht man unternehmerisches, intrinsisch getriebenen Verhalten von Angestellten in Organisationen. Sie haben nicht nur geniale Ideen, sondern setzen diese auch praktisch im Unternehmen um, indem sie Verantwortung übernehmen. Im Gegensatz dazu stehen die Unterlasser:innen in den Unternehmen für eine Kultur des Stillstands und Verwaltens, eine Schonhaltung, die durch Risiko- und Fehlervermeidung entsteht.
Wie sieht Intrapreneurship in Unternehmen aus? Potential nach oben.
Jede und jeder Mitarbeiter:in kann ein Intrapreneur sein. Es müssen bloß die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Hier muss das Management seine Rolle als „Enabler“ wahrnehmen. Im Intrapreneurship Monitor 2021 der Universität Bayreuth haben die dortigen Forscher:innen Intrapreneurship wissenschaftlich untersucht.
Drei Viertel der befragten Unternehmen verfolgen intern das Thema Intrapreneurship, aber nur 3 von 10 bieten strukturierte Programme an oder haben eine eigene Abteilung dafür, auch wenn sich die Aktivitäten von 2020 auf 2021 bereits verdoppelt haben. Deutlichen Aufholbedarf haben aber noch immer die KMUs. Intrapreneurship hat einen signifikanten Einfluss auf den Innovationsgrad – das lässt sich sogar messen. Jede zweite Firma mit einer eigenen Intrapreneur-Abteilung bringt regelmäßig ein neues Pionier-Produkt auf den Markt. Ohne eine solche Abteilung schaffen das nur 30% der vergleichbaren Mitbewerber. Auch im Hinblick auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens werden gezielte Intrapreneurship-Aktivitäten immer wichtiger. Im „war for talents“ können so High-Potentials und kreative Köpfe besser angesprochen und effektiver an das Unternehmen gebunden werden. Zur Unterstützung von Intrapreneurship-Programmen bieten manche Firmen Ihren Mitarbeiter:innen daher zahlreiche Boni an. Beliebte Werkzeuge sind nicht nur die Zurverfügungstellung von zusätzlichen zeitlichen, materiellen und finanziellen Ressourcen, sondern auch die zeitliche Freistellung für die Weiterbildung zum Intrapreneur. Was es aber am meisten braucht, ist eine „safe-to-fail“-Kultur, denn nicht jedes absolvierte Intrapreneurship-Seminar führt unweigerlich zu erfolgreichen Projekten. Einige werden scheitern, Geld und Zeit verbrennen – andere werden doppelten und dreifachen Mehrwert bringen. You have to play the game to win the game.
Fazit
Die Welt ist dynamischer denn je – es braucht immer neue Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Der Schlüssel liegt in den Menschen, die den Mut und eine Vision dazu haben. Jede Firma hat solche Innovator:innen in den eigenen Reihen. Es gilt, diese Potentialträger zu identifizieren und mit strukturieren Intrapreneurship-Programmen gezielt zu unterstützen. Geben Sie Verantwortung nicht nur ab, lassen Sie Verantwortung zu. Und finden Sie dabei vielleicht den nächsten Eddison oder Tesla.
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PS: Für eine Vielzahl an Innovations- und Klimaprojekten stehen nationale und EU-Fördergelder zur Verfügung.
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