Vor einem Monat, am 21. September, begingen zahlreiche Unternehmen den Climate Impact Day. Und das war nicht zu übersehen: Social Media Einträge, Pressetexte und andere Marketingmaßnahmen machten auf den Tag, aber vor allem auf die Unternehmen selbst, aufmerksam. Nachhaltigkeit ist nämlich ein unglaublich gutes Vermarktungstool, doch nur allzu leicht verbläst der Schall und Rauch des Klimatags wieder. Damit das nicht passiert, soll dieser Artikel ein kleiner Stachel im Fleisch sein. Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie noch dran, selbst wenn die Kameras nicht mehr draufrichten?
Nachhaltigkeit ist mehr als Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit steht schon lange im Fokus, aber noch immer kann es Unternehmen schwerfallen aus Worten Taten werden zu lassen. Das kann mehrere Gründe haben: Dass man gar nicht so recht weiß, was damit gemeint ist, dass man die eigenen Blockaden weder erkennt noch löst und dass man deshalb auch keinen klaren Weg für die Umsetzung findet. Hier möchte ich Abhilfe schaffen.
Wer heute von Nachhaltigkeit redet, der meint damit Environmental Social Governance (ESG), also umweltfreundliche und soziale Unternehmensführung. Schon in den 90er Jahren wurden dem wirtschaftlichen Fokus von Unternehmen diese beiden anderen Aspekte beigefügt. Seitdem soll sich jede Organisation nach der Tripple Bottom Line ausrichten: Ökologisches, Gesellschaftliches, Ökonomisches. Dahinter verstecken sich Aktivitäten, die mittlerweile jedem eingängig erscheinen, wie etwa die Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Schonung unserer Ressourcen. Dass man unter Ressourcen aber auch Menschen verstehen kann, das wissen schon weniger. Zu ESG gehört es beispielsweise auch, auf die individuellen (Leistungs-)Grenzen des Personals zu achten, Gender Balance zu leben und flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten. Und das ganze möglichst im Einklang mit den ökonomischen Zielen.
Bridging the gap
Aber selbst, wenn sich Unternehmen darüber im Klarem sind, was Nachhaltigkeit bedeutet und in der Theorie wissen, wo sie die Schrauben ansetzen müssen, kommt es nicht immer zur Umsetzung. Diese Blockade nennt man „knowing - doing gap“. Eine Studie der Boston Consulting Group, gemeinsam mit dem MIT, fand 2014 heraus, dass 90% aller Führungskräfte Sustainability sehr wichtig finden, jedoch nur 60% diesen Aspekt auch in ihre Strategien aufnehmen. Allein 25% hatten ihr Business Modell nachhaltig umgestaltet.
Ein weiteres Problem liegt in der „compliance - competitive advantage gap“. Nur 24% der Unternehmen jener Studie sahen Nachhaltigkeit als einen möglichen Wettbewerbsvorteil, während aber alle von ihnen aufgrund von Compliance auf Aspekte davon eingehen mussten. Es muss eine klare Trennlinie zwischen diesen beiden Punkten gezogen werden, um erfolgreich nachhaltig und nachhaltig erfolgreich zu sein. Compliance ist etwas, das ein Unternehmen tun muss. Nachhaltige Aktivitäten sollten sich aber nicht auf starre Vorgaben beziehen, sondern Organisationen müssen den Enthusiasmus haben über den Horizont zu blicken. Es gilt zu verstehen, welchen Mehrwert ESG bringen kann und dass es mehr zu erreichen gibt als „just to comply“.
Schaffen Sie Verantwortung
Wie in allen anderen Bereichen einer Organisation, sollte es auch für das Thema Nachhaltigkeit Personen geben, die damit betraut werden. Weil Sustainability in aller Munde ist und alle etwas dazu zu sagen haben, macht man leicht den Fehler zu glauben, dass sich umweltfreundliche Aktivitäten schon von selbst durchsetzen werden, ähnlich einer Grassroots-Bewegung. Tatsächlich liegt es aber in der Verantwortung von Unternehmen designierte Beauftragte zu bestellen. Unternehmen sollen den Blick nach innen richten: Gibt es Change Agents, auf die man zurückgreifen kann? Wie kann man maximalen Einsatz und dadurch maximalen Outcome gewährleisten? Komplementierend dazu gibt es auch immer die Möglichkeit, sich extern beraten zu lassen.
Nachhaltigkeit wird sichtbar oder: 0% Greenwashing
Wie schon oft in meinen Artikeln erwähnt (zum Beispiel hier), sind die Zeiten des Greenwashing vorbei. ESG ist keine Marketingmaßnahme, die schnell wieder verpufft, ganz im Gegenteil. Die Zukunft ist angekommen: Immer mehr innovative Tools und Start-ups finden Wege, wie man Nachhaltigkeit messbar macht und international vergleichbare KPIs schafft. So zum Beispiel Impaakt, eine kollaborative Plattform, die bereits Tausende Unternehmen in Hinblick auf ESG bewertet hat. Die Einfluss-Skala von -5 bis +5 auf das ökologische und gesellschaftliche Gemeinwohl, wird mit Crowdsourcing und KI gefüttert. Bewertet werden nur Maßnahmen, die tatsächlich umgesetzt wurden, explizit ignoriert werden Statements und Ziele, die man erst in Zukunft erreichen möchte. Mastercard kommt beispielsweise auf einen Score von +1,71, OMV auf -2,08.
Durch das Crowdsourcing kann der unternehmerische Impact von jeder und jedem bewertet werden (Angaben müssen nachweisbar sein und werden streng überprüft). Die Menschen sind leeren Versprechungen müde gewonnen: Die Imagebildung liegt nicht mehr länger bei den Unternehmen selbst, sondern bei der Gesellschaft. Der einzige Weg für Unternehmen, um das Lenkrad also weiterhin in der Hand zu behalten, ist es positive und messbare Werte zu liefern. Bewertungen werden von Finanzinstitutionen, Investoren und Förderstellen abgefragt und fließen mit immer strenger werdenden Kriterien in Entscheidungen mit ein.
Taten, statt Worte
Die Umsetzung von ESG ist also nicht länger eine Frage von Wollen, sondern von wirtschaftlichem Weitblick. Und dafür reicht ein Tag im Jahr kaum aus, um Nachhaltigkeit in all seiner Vielschichtigkeit zu verstehen und umzusetzen. Geben wir den nächsten Pressetexten und Marketingmaßnahmen doch die Chance von echtem Fortschritt zu berichten. Lassen wir alle in Zukunft unsere Taten sprechen.
Sie wollen wissen, was sie beim Thema Nachhaltigkeit noch alles beachten müssen, um an eine Förderung zu kommen? Besuchen Sie unsere Homepage und lassen Sie sich von uns beraten!
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