Fördermittel sind öffentliche Mittel, die immer auch einen Lenkungseffekt haben sollen. Daher sind Angaben zu Sustainability und Gender Maßnahmen, wie sie in Förderanträgen gefordert werden, immer weniger reine Standardtexte, die mit „wir praktizieren Mülltrennung und Drucken unsere Emails nicht aus“ und „wir bieten flexible Arbeitszeiten und einen Obstkorb unseren Mitarbeiter:innen an“ abgearbeitet werden können. Viel mehr ist ein echtes strategisches Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit gefordert, aber was ist das eigentlich?
Nachhaltigkeit – Diversität eines Begriffs
Der Begriff Nachhaltigkeit ist erstmals 1713 in der Forstwirtschaft nachzulesen und meint hier die Maxime, nur so viel Holz zu schlagen, wie nachwachsen kann. Mittlerweile gehört er zu den Schlüsselbegriffen des 21. Jahrhunderts und diskutiert lokale und globale Herausforderungen. Auch im akademischen Diskurs wurden eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle zu Nachhaltigkeit entwickelt, die Zielstellung ist heute dieselbe wie im 18. Jahrhundert: die Erde dauerhaft als Lebensgrundlage zu erhalten. Das bedeutet, dass Ressourcen aller Art geschützt werden sollen und deren Fortbestand kurz- und langfristig sichergestellt werden muss. Das verbreitetste Modell ist das Drei-Säulen-Modell der Vereinten Nationen. Hier wird Nachhaltigkeit in ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimensionen (Tripple Bottom Line) gedacht. Das Modell verdeutlicht auch, dass die Ziele Umwelt- und Sozialverträglichkeit nicht mit dem wirtschaftlichen Erfolg konkurrieren. Vielmehr soll veranschaulicht werden, dass die drei Säulen durchaus miteinander harmonieren können. Nachhaltigkeit ist demnach eine Form des ökologischen und ökonomischen Handelns, die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen vergleichbare oder bessere Lebensbedingungen sichern soll.
Wirtschaftliche Realität
Wie nachhaltig ist aktuelles wirtschaftliches Handeln nun tatsächlich? Ökonomisches Wachstum war bisher die Grundvoraussetzung für ökologische und soziale Nachhaltigkeit, denn streng genommen generiert es die finanziellen Mittel für (Umweltschutz-)Maßnahmen. Als eine der drei Nachhaltigkeitssäulen wird Ökonomie leider aber oft missbraucht, um sich aus der Verantwortung zu ziehen. Ökonomisches Handeln wird als nachhaltiges Handeln missverstanden, die anderen zwei Dimension außer Acht gelassen. Beispielsweise ist es kurzfristig wirtschaftlich nachhaltig, viele neue Arbeitsplätze durch die Wiederaufnahme von Kohlekraftwerken oder den Zusammenschluss zweier Gletscher zu schaffen. Langfristig und vor allem ökologisch nachhaltig ist es aber keinesfalls.
Die Schwierigkeit scheint darin zu liegen, nachhaltiges Handeln zu definieren, Grenzen zu ziehen und den Spagat zwischen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigem Handeln zu meistern. Zusätzlich fehlen Alternativen und Ideen, wie Wertschöpfungsketten langfristig nachhaltig gestaltet werden können.
Nachhaltig wirtschaften – Wie gelingt‘s?
Für Unternehmer:innen bedeutet das im alltäglichen Handeln, dass eine Transformation von einer rein wachstums- und gewinnorientierten Wirtschaft hin zu einer echt nachhaltigen Wirtschaft passieren muss. Um dabei Unterstützung zu leisten, wurden bereits 2012 auf globaler Ebene die 17 Sustainable Development Goals formuliert und 2015 von den Vereinten Nationen final beschlossen. Sie sollen unter der Berücksichtigung der drei Säulen der Nachhaltigkeit als universeller Umsetzungsplan und Leitfaden dienen. Auf EU-Ebene wurde mit der Taxonomie-Verordnung (bereits in einem Beitrag genau beschreiben) ein Weg geebnet, die Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Tätigkeiten (insb. Investitionen) messbar zu machen und für mehr Transparenz zu sorgen. Somit gibt es bereits zwei offizielle Hilfestellungen für Unternehmen, ihr Handeln ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltiger zu gestalten. Konkrete Anweisungen, wie ein Unternehmen den Weg in Richtung mehr Nachhaltigkeit bewerkstelligen kann, werden allerdings kaum geboten. Dafür ist die Flughöhe der beiden Modelle zu hoch.
Und genau hier muss angesetzt werden: Es braucht eine konstruktive Diskussion darüber, wie die so nötige Transformation wirtschaftlichen Handelns aussehen kann und vor allem braucht es einen Raum, um sie auch führen zu können. Diese Diskussion muss quer durch alle Unternehmensgrößen und Branchen stattfinden, denn besonders jetzt ist es wichtig, von anderen zu lernen und mögliche Lösungsansätze für die eigene Branche und das eigene Unternehmen zu adaptieren.
Inhalt dieser Diskussion müssen neue Alternativen, neue Geschäftsmodelle, ein neues Denken ökologisch-ökonomischen Handelns sein. Erfolgreich wirtschaften kann nicht mehr nur größer, höher, weiter bedeuten. Es muss andere, neue Parameter geben, um tatsächlich langfristig erfolgreich zu sein und unseren Planeten gleichzeitig für spätere Generationen zu bewahren. Und dabei muss von allen verstanden werden, dass ein nachhaltiges Geschäftsmodell auch eine langfristige Sicherstellung der benötigten Ressourcen für Betriebe bedeutet, Betriebe selbst also langfristig nur so gesichert sind.
Nachhaltigkeit in Geschäftsmodellen verankern
Die Gewährleistung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit in Unternehmen spiegelt sich im Geschäftsmodell wider. Ein Geschäftsmodell besteht aus mehreren Dimensionen1): Das Leistungskonzept bestimmt die Art und Weise des Werteversprechens, das Wertschöpfungskonzept beantwortet die Frage, welcher Mehrwert Kund:innen zugesprochen wird. Über die Kanäle werden schließlich die Übertragungswege der zugesprochenen Leistungen festgesetzt. Das Ertragsmodell ist für die Umwandlung der Werte in Kapital zuständig. In der Dimension Werteverteilung wird festgelegt, wie das Kapital im Unternehmen aufgeteilt wird. Das Entwicklungskonzept ist für die evolutionären Aspekte des Unternehmens zuständig und sorgt für eine nachhaltige Zukunft der Organisation. Das Zusammenspiel aller Dimension ergibt im besten Fall ein Geschäftsmodell, das von der Konkurrenz nicht nachgebildet werden kann. Um nachhaltige Geschäftsmodelle zu generieren, muss das Modell, wie es heutzutage angewandt wird, jedoch erweitert werden. Herkömmliche Darstellungsmöglichkeiten, wie etwa das Business Model Canvas, werden neuerdings um die Nachhaltigkeits- und Sozialebene erweitert, hin zu einem Tripple Layer Business Model Canvas.
Wenn also neue, nachhaltige Geschäftsmodelle entwickelt werden, oder bestehende Geschäftsmodelle zu nachhaltigen Geschäftsmodellen transformiert werden sollen, müssen alle genannten Ebenen berücksichtigt werden, sonst kann langfristig kein „nachhaltiger“ Erfolg zustande kommen.
Doch die tatsächliche Schwierigkeit scheint nicht nur in der Generierung nachhaltiger Geschäftsmodelle selbst zu liegen. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, ein Bewusstsein dafür in allen Unternehmensebenen zu schaffen. Das bedeutet, dass die Unternehmenskultur in der Transformation eine Schlüsselrolle einnimmt und möglicherweise angepasst werden muss. Und das braucht meist ein (extern) unterstütztes, strukturiertes und vor allem behutsames Herangehen.
Auswirkungen auf die Förderlandschaft
Um die Transformation von rein gewinnorientiertem Handeln zu ökologischem und sozialem Handeln zu schaffen, müssen Unterstützungsmaßnahmen inhaltlicher und finanzieller Natur dementsprechend angepasst werden. Gefördert werden müssen echte Transformationsprojekte, nicht solche, die bloß kurzfristigen ökonomischen Gewinn bringen. Nicht die Symptome sollen bekämpft werden, sondern die Krankheit. Dafür braucht es Unterstützung für eine systematische Analyse von Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen, für die Erarbeitung nachhaltiger Alternativen und deren langfristigen Implementierung in Unternehmen. Denn wenn ein Dach undicht ist, kann man so viele Kübel unterstellen, wie man möchte, am Ende muss trotzdem das Loch repariert werden.
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