Vom Zahlenklauber zu Sparringspartner und Visionär?
Unternehmen sind gezwungen, sich stetig weiterzuentwickeln, um in unserer schnelllebigen Zeit konkurrenzfähig zu bleiben. Somit ändern sich auch die Anforderungen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere gilt dies für das Controlling. Der Begriff „Controlling“ ist für viele schwer greifbar, denn obwohl der Wortlaut es nahelegen würde, steht er heutzutage für mehr als nur „Kontrolle“. Zwar zählen das Rechnen, Prüfen und Kontrollieren weiterhin zu den Aufgaben, jedoch wird das Controlling im Hinblick auf die strategische Unternehmenssteuerung immer bedeutsamer. Dadurch haben sich sein Bild und Stellenwert im Unternehmen in letzter Zeit stark verändert. Die Ausprägungen sind dabei je nach Branche verschieden, dennoch ist ein Wandel im Berufsbild der Controllerinnen und Controller deutlich erkennbar.
Noch vor einigen Jahren wurden Controllerinnen und Controller in ihren Betrieben oft als Zahlenklauber oder auch Spielverderber gebrandmarkt. Zu den täglichen Aufgaben des Controllings zählten insbesondere das Aufzeigen von Einsparungspotenzialen sowie die Überwachung von finanziellen Kennzahlen. Dabei war die Anforderung, historische Informationen von verschiedenen Abteilungen zusammenzutragen, quantitativ aufzubereiten und zeitnah der Unternehmensführung zur Verfügung zu stellen.
Zunehmend wandelte sich der Fokus der Controlling-Abteilungen und es wurde versucht, mittels des vorhandenen Zahlenmaterials nicht nur die Vergangenheit zu interpretieren, sondern mögliche Maßnahmen abzuleiten, um die Zukunft des Unternehmens positiv zu beeinflussen. So kommt es, dass das Controlling oftmals als „Stimme der Vernunft“ im Unternehmen tätig ist, ambitionierte Pläne kritisch hinterfragt und auf ihren Wertgehalt überprüft. Folglich gehören auch das Erstellen von Planungsrechnungen und Budgetplanungen zu seinen Aufgabenbereichen.
Doch auch dieses Aufgabenfeld wandelt sich, denn das Controlling ist vermehrt dazu angehalten, nicht nur interne Abläufe und Entwicklungen zu analysieren, sondern den Blick nach außen zu richten und ebenfalls Analysen zu Geschäftsfeldentwicklung und Gesamtmarkt zu erarbeiten. Dies macht Controllerinnen und Controller zu wichtigen Sparringspartnern für die Geschäftsführung, die auf Augenhöhe mit den Entscheidungstragenden die Zukunft des Unternehmens mitgestaltet. Im Rahmen dieser neuen Rolle werden auch neue Anforderungen gestellt: So sind neben dem methodischen und fachlichen Wissen vor allem Softskills im Umgang mit dem Management von besonderer Bedeutung.
Zwar liegt die Kompetenz des Controllings nach wie vor im Finanzbereich, dennoch entwickelt sich sein Rollenbild hin zu dem des Visionärs, der danach strebt, strategische Ziele zu definieren und umzusetzen. Im Unterschied zu klassischen Controllerinnen und Controllern handeln sie aktiv. Zu den Finanzthemen kommen somit ein noch größeres Geschäftsverständnis, mit Führungs- und Kontrollaufgaben die gesamte Bandbreite von Managementfähigkeiten hinzu. Daher sind insbesondere Eigenschaften wie Vorbildfunktion, Kreativität sowie Begeisterungsfähigkeit gefragt, um den Unternehmenswandel erfolgreich zu begleiten - persönliche Merkmale, die Controllerinnen und Controllern früher nicht unbedingt zugeschrieben worden wären. Es zeigt sich, dass nicht nur unsere Welt im Wandel ist, sondern auch die Aufgaben, die an das Controlling gestellt werden. Dadurch kann es sich das Controlling von heute nicht mehr leisten, sich hinter seinen Excel-Tabellen zu verstecken und die Augen vor Veränderungen zu verschließen.
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Christopher Houben
christopher.houben@bdo.at
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